© S. Friedrich 2017
Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin. Es war eng und dunkel und nie spielte ein Mensch
mit uns. Ich erinnere mich noch an Mama und ihr weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn.
Sie hatte nur wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern. Die meisten von ihnen waren plötzlich
gestorben. Als sie mich von meiner Mama wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig. Meine
Milchzähne waren kaum durgestoßen und ich hätte meine Mama doch noch so sehr gebraucht. Arme Mama,
es ging ihr so schlecht.
Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und, dass das Geschrei meiner Schwester und mir ihnen
auf die Nerven ginge. So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir kuschelten uns
aneinander und fühlten wie wir beide zitterten., ohnmächtig vor Angst. Niemand kam, um uns zu trösten.
All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche - wir sind ein einem “Petshop”, einen Laden, wo es
viele verschiedene Tiere gibt. Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen. Wir hören auch das Wimmern von anderen
Welpen. Meine Schwester und ich dücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig.
Manchmal kommen Menschen uns anschauen, oft ganz kleine Menschen, dies sehr fröhlich aussehen, als wollten
sie mit uns spielen. Tag um Tag verbringen wir in unserem kleinen Käfig. Manchmal packt uns jemand und ums zu
begutachten. Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns weh.
Oft hören wir sagen “oh, sind die süß, ich will eines”, aber dann gehen die die Leute wieder fort. Letzte Nacht ist
meine Schwester gestorben. Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem
dünnen Körperchen gewichen ist. Als sie sie am Morgen aus dem Käfig nehmen sagen sie, sie sei krank gewesen und
ich sollte verbilligt abgegeben werden, damit ich bald wegkomme. Niemand beachtet mein leses Weinen, als mein
kleines Schwesterchen weggeworfen wird.
Heute ist eine Familie gekomme und hat mich gekauft! Jetzt wird alle gut! Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich
für MICH entschieden haben. Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei und das kleine Mädchen trägt mich
ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater und Mutter sagen, ich sei ein ganz süßes und braves Hundchen. Ich heiße jetzt
Lea.
Ich darf meine neue Familie sogar abschlabbern, das ist wunderbar. Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und
was nicht, passen gut auf mich auf, geben mir herrliches Futter und viel, viel Liebe. Nichts will ich mehr, as diesen
wunderbaren Menschen gefallen und nichts ist schöner als mit den kleinen Mädchen herumzutollen und zu spielen.
Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte. Ich bekam einige Spritzen. Meine beste Freundin,
das kleine Mädchen hielt mich sanft und sagte, es wäre ok, dann entspannte ich mich. Der Tierarzt schien meinen geliebten
Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus. Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von
Dysplasie E und von Herz zwei.
Er sprach von wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seien. Ich habe nichts von
alledem begriffen, aber es war furchtbar, meine Familie so traurig zu sehen. Jetzt bin ich sechs Monate alt.
Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und stark, aber mir tut jede Bewegung schrecklich weh. Die Schmerzen
gehen nie weg. Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will.
Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach nicht.
Vater und Mutter sprechen über mich. Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen. In der Zwischenzeit war ich oft
beim Tierarzt und immer hieß es “genetisch” und “nichts zu machen”.
Ich möchte draußen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen. Es geht nicht.
Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je. Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen um zu trinken und nur noch schreien
vor Schmerzen. Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind seltsam, was ist los? War ich böse? Sind sie am Ende böse
auf mich? Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich.
Ach wenn nur diese Schmerzen aufhörten! Ich kann nicht mal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchens ablecken,
aber wenigstens erreiche ich seine Hand. Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst.
Die Menschen weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben. Mit Mühe schaffe ich es ihre Hand zu lecken.
Der Tierarzt nimmt sich heute viel Zeit und ist sehr freundlich, ich empfinde etwas weniger Schmerzen. Das kleine Mädchen
hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich... GottseiDank, der Schmerz geht zurück. Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit.
Ein Traum: ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern und auf einer großen grünen Wiese. Sie rufen mir zu, dass
es dort keine Schmerzen gibt, nur Friede und Glück.
So sage ich meiner Menschenfamilie “Auf Wiedersehen” auf die einzige mir mögliche Weise: mit einem sanften Wedeln
und einem kleinen Schnuffeln. Viele glückliche jahre wollte ich mit Euch verbringen, es nicht sein sollen.
Stattdessen habe ich Euch so viel Kummer gemacht.
Es tut mir leid, ich war halt nur Händlerware.
Lea
©1999 J. Ellis - bewilligte Übersetzung von E. Wittwer
Achtung, Hundehändler sind überall!! Diese Geschichte stammt von der amerikanischen Toller-Liste mit der Bitte, sie an möglichst viele
Hundefreunde weiterzuleiten. Sie handelt von einem Welpen aus einer Tierhandlung. Bei uns sind solche Läden, wo Hunde im Laden oder auf dem
Markt feilgehalten werden, verboten.