© S. Friedrich 2017
Ich war im Hundeleckerland
Es war an einem verregneten Mittwoch, es regnete schon seit einigen Tagen, als ich vor
dem zu Bett gehen meinem Alten beim Training zusah. Die kleine Emmi hat es schon
richtig gut drauf, ihn dabei zu unterstützen. Wie das Spiel geht habe ich ja schon einmal
beschrieben.
Wie er also mit wehendem Bademantel durch den Garten rannte und immer rief
“Emmi Kommalher” (also ich weiß nicht warum, aber heißen alle mit zweiten Namen
“Kommalher”) also wie er so rannte kam meine Mama nach draußen und rief nur einmal
laut “Mini-Mini-Mini” und die Emmi rannte zu ihr und wurde gleich auf den Arm gehoben.
Also ein Abend wie jeder andere, immerhin ist der Alte heute nicht einmal auf dem Rasen
ausgerutscht und hat sich auch nicht dreckig gemacht.
Die Kinder wurden in ihr Bett getragen, und ich ging mit dem restlichen Rudel in mein Bett.
Kurz danach kam meine Mama in mein Bett, und etwas später der Alte, der noch die vom
nassen Rasen dreckigen Schlappen reinigen musste. Wir spielten und tobten noch alle ein
wenig im Bett, aber so langsam kehrte Ruhe ein.
Ich kuschel mich gerne am Bauch vom Alten. Dazu kratze ich ein wenig an der Decke,
er hebt die Decke hoch und schwupps bin ich verschwunden. Zum Kuscheln ist er gut zu
gebrauchen und so schlafe ich ein. Eigentlich alles wie immer.
Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber es war Taghell, die Sonne schien und
der Regen hatte aufgehört. Ich sah mich um und wunderte mich, wo denn alle waren.
Nur der Alte stand angezogen vor dem Bett und sagte mir
“Hopp Anton, wir fahren ins Hundeleckerland”
Der Alte und ich, na das kann ja was werden. Ich folgte ihm aber brav und war neugierig
was geschehen wird. Er öffnete die Haustür und die Sonne strahlt uns warm entgegen.
“Na komm schon “ sagte er, ich war erstaunt, dass ich ihm ohne Hundegeschirr folgen sollte.
Vor dem Auto hob er mich sanft in seine Arme, gab mir ein Küsschen und er setzte mich
ins Auto. “Jetzt fahren wir zwei Männer ganz alleine los. Keine Ahnung, wen er damit
meinte, ich war doch der einzige Mann. Aber naja, er spinnt eben manchmal vor sich hin.
Wichtig war, er fährt mit mir weg und das ins Hundeleckerland.
Ich war wie immer auf dem Beifahrersitz, die Hinterpfoten auf dem Sitz, die Vorderpfoten
auf dem Armaturenbrett. Ich war schrecklich aufgeregt und überlegte, wie weit es wohl weg
ist, bis wir da ankommen. Wir fahren also so vor uns her und als wir am Ortsausgang ankamen,
dort wo auch die Läden für Menschennahrung und anderes sind, da war mir schon klar:
Es geht einkaufen. Wenn dass das Hundeleckerland sein soll, dann kann er alleine gehen.
Aber nein, er fährt weiter und daran vorbei. Nur wenige hundert Meter später biegt er in
einen Feldweg ab. Der Weg war mir noch nie aufgefallen. Dann ging es noch zwei Kurven
weiter und wir standen plötzlich an einem Grenzübergang.
Komisch, nun wohne ich hier schon sechs Jahre lang und wusste bis heute nicht, dass die
Grenze so nah ist. Aus einem Häuschen nahe dem Schlagbaum kamen ganz aufgeregt 2
Rottweiler gerannt. Die schauten gar nicht freundlich aus und sprangen an mein
Beifahrerfenster: “ Ausweis oder Impfpass” sagte der eine von ihnen. Ich öffnete das
Seitenfenster, griff ins Handschuhfach und holte meinen Ausweis hervor. “Und wo ist
der Impfpass von dem da und sie zeigten beide auf den Alten. Der Alte aber wurde ganz
verlegen und flüsterte mir zu. Den hab ich vergessen, und abgelaufen ist der auch schon.”
Das gibt es nicht! Da fährt er mit mir los ins Hundeleckerland und hat keinen Ausweis.
Jedes Kind weiß, dass man den braucht. Und meiner war ja Gott sei Dank und wie es sich
gehören tut im Handschuhfach. Ich erklärte also den beiden Grenzwächter - Rottweilern
dass er ja nur ein Mensch ist, und noch ein ganz kleiner, niedlicher dazu, und dass er zu mir
gehört, und dass sie doch ein Auge zudrücken können.
Kaum habe ich das gesagt kam der eine ganz nah an mein geöffnetes Fenster, zog die Lefzen
die hoch und fragte knurrend ob ich denken würde, das sie nur zum Spaß hier stehen.
“Impfpass oder umkehren!”
Der Alte fing an zu weinen “Tut mir Leid, Anton, ich habe dass alles nicht gewußt sonst...”
Aber ich ließ ihn nicht weiter reden sondern beruhigte ihn mit leiser Stimme:
Pass mal auf, wie man sowas macht.”
Ich blicke auf die beiden Wächter und fragte im freundlichen Ton. “Habt Ihr Euch eigentlich
meinen Pass genau angeschaut?” Sie zogen die Lefzen noch höher, schauten aber trotzdem
in den Ausweis: “Ja und?” fragten beide fast gleichzeitig. “ Fällt Euch Pappnasen eigentlich
nichts auf?” Jetzt zog ich auch langsam meine Lefzen herauf und sie mussten meine Zähne
sehen können. “Nein” lautete nun die leicht verunsicherte Antwort.
Ich stieg aus dem Auto aus und baute mich vor den beiden auf. “ Ich bin es, ich bin Anton.
Schaut genau hin” zischte ich “ich bin nicht irgendein Anton, sonder DER Anton,
ich bin Anton DER Mops!!” Und wie ich das sagte zog ich meine Lefzen immer höher,
bis sie mein vollständiges Gebiss sahen. Sie blickten nochmals in meinen Ausweis und
begannen zu zittern und stammelten. “Oh je, es ist wirklich Anton DER Mops. Sie gingen
beide schlagartig ins Sitz und hoben Ihre Pfote zum Salut an die Stirn, so wie sich das
gehören tut.
Ich will mal nicht so sein und werde diesen Vorfall vergessen! sagte ich großzügig. Beide
Wächter rannten sofort zum Schlagbaum und machten uns den Weg frei ins
Hundeleckerland. “Siehst Du! sagte ich zum Alten “so macht man das” und nahm wieder
auf meinem Sitz platz. Beim Anfahren hörte ich noch, wie sich beide gegenseitig beschuldigten,
weil sie mich nicht sofort erkannt hatten. Anton DER Mops sollte denen jedenfalls kein
Unbekannter mehr sein!
Und dann waren wir da: “Hundeleckerland!” Grüne Wiesen voll mit Hundekeksen, blitzende,
weiße Knochen, also, mir stockte der Atem, Leckerlis, wohin man schaute... Und Mopsdamen,
ganz viele, eine hübscher als die andere. Gut das meine Gefährtin Püppi nicht dabei war, ich
wüsste gar nicht, wo ich sonst hinschauen sollte, weil die immer so eifersüchtig ist. Der Alte
hielt einfach an, ich sprang hinaus zum nächsten Baum. Erst mal markiere, ich bin jetzt hier,
Anton DER Mops. Mir fiel auf, dass ich Hunger bekam bei diesem Anblick. Also erst mal Keks,
ui, war der lecker. Jetzt den Knochen. Klasse, wie der zwischen meinen Zähnen knackt und
schmeckt, so saftig wie kein anderer. Und noch ein Leckerli. Bei all den Leckereien wurde
mein Bauch voller und voller und voller, er drohte zu platzen. Also legte ich mich eine wenig
in den Schatten und schlief ein. Ich war noch so glücklich wie heute. Mein Alter ist gar nicht
mal so übel!
Plötzlich wurde ich gerüttelt und geschüttelt. “Hopp” ruft der Alte “das gilt auch für Dich!
Raus aus dem Bett” Es waren alle da, Mama, mein Rudel, die Kinder und ich waren im Bett.
Es war ein Morgen wie jeder Morgen... Püppi meckerte mit mir wie jeden morgen. Als ich
ihr sagte “Mecker nicht so, ich bin Anton DER Mops, da lachte sie nur und sagte:
“Aber nur im Traum” Nun war ich wirklich wach und hatte verstanden...
Und obwohl ich jetzt ganz viel schlafe, im Hundeleckerland war ich noch nicht wieder...
Fortsetzung folgt
“