Einmal, da war ich noch ganz klein, da hatte ich richtige Angst. Ich wohnte noch gar nicht lange in meinem Haus, als es an der Haustür klingelte. Meine Mama meine große Tante Jill und ich kuschelten gerade so schön auf der Couch. Der Alte war nicht im Haus, wie fast jeden Tag ist er für einige Stunden weg. Ich glaube, er geht immer auf die Jagd weil, erst sagt dann immer, einer muss ja für unser Futter sorgen. Und die Kinder meiner Mama gehen auch jeden Morgen aus dem Haus, ich glaube, sie lernen wie man richtig jagen tut um dann, wenn sie erwachsen sind, für Futter sorgen zu können. Wir drei kuscheln also so schön auf der Couch und es klingelte nochmal. Mama geht zu meiner Haustür und ich mit, meine Tante steht hinter ihr und sagte mir nur: “Pass auf, wer da kommt.” Ich dachte erst, dass kann nur der Alte sein. Aber nein, es war ein fremder Mann. Mama bekam irgendwelche Zettel und einen Karton überreicht, verabschiedete den Mann und riss an den Papierzetteln herum. Das waren aber nur Papierhüllen, in denen noch mehr Zettel steckten. Also, so sagte meine Tante, Menschen sprechen nicht nur miteinander, nein, manchmal machen sie auch irgendwelche Zeichen auf ein Blatt Papier und stecken das dann in einem Umschlag. Irgend jemand überbringt dann diesen Umschlag einen anderen Menschen und der kann dann “lesen” was die Zeichen bedeuten. Und wenn Mama liest, dann lächelt sie manchmal oder sie ist auch manchmal traurig. Und wenn sie lesen tut, dann müssen wir ganz leise sein. Und diesen Zettel mit den vielen Zeichen nennt man übrigens Brief. Aha, da habe ich wieder was gelernt. “Und was ist in dem Paket?” “Ach”, sagte meine Tante, “da sind wohl wieder mal Bohnen drin.” Sowas weiß meine Tante ganz genau, denn der Alte fragt auch immer dann wenn ein Paket kommt, was da wohl drinne wäre. Und die Mama sagt dann oft “Davon verstehst Du nicht die Bohne”. Dann erklärte mir die Tante noch, was Bohnen sind das Bohnen ganz schnell wachsen können. “Und?” fragte sie anschließend, “Hast alles verstanden?” “Ja, prima liebe Tante, alles klar Briefe und Bohnen” Meine Tante bringt mir wirklich viel bei. So, sagte sie dann und grinste breit, was hast Du jetzt falsch gemacht? Ich blickte sie ganz erstaunt an und überlegte “Ich hab doch gar nichts gemacht” “Eben” war ihre kurze Antwort. “Wie soll jemand wissen, wenn es klingelt, das Du hier der Chef im Haus bist, wenn Du Dich nicht bemerkbar machst.” Und plötzlich zieht sie ihre Lefzen hoch, ihre Zähne blitzen mir entgegen und sie bellte furchteinflößend laut los. Grrrrr-Wau-Wau-Grrrr ging es. Mama erschrak sofort und drehte sich zur Tante. Die Tante hörte sofort auf zu bellen. “Siehst Du, so macht man auf sich aufmerksam und jeder weiß “Hier bin ICH!”” “Aber ich kann doch gar nicht bellen.” “Willst Du nun ein richtiger Kerl sein, oder nur ein dummer kleiner Hund?” - erwiderte sie, drehte sich um und legte sich auf die Couch. “Hmmm”, dachte ich und legte mich zu meiner Tante und dachte über ihre Worte nach. Mama verschwand mit dem Paket in die Küche, wahrscheinlich um das Paket zu öffnen. Als nach wenigen Minuten meine Tante eingeschlafen war, stand ich auf und schlich mich in mein Schlafzimmer. Da ist der Schrank mit Kleidung für Mama und den Alten. Un der Schrank hat einen Spiegel, der bis zum Fußboden geht. Und ich kann mich in diesem Spiegel anschauen. Nun ja, so groß wie meine Rottweilertante bin ich zwar noch nicht, aber das dauert bestimmt nicht mehr lange. Und spätestens wenn ich so groß bin wie sie, will ich ein ganzer Kerl sein. Üben kann ich aber schon jetzt. Also beginne mit den Lefzen und beobachte mich im Spiegel. Nee, so bekommt niemand Respekt, nicht mal Zähne sind zu sehen, ich ziehe meine Lefzen noch höher, na geht doch, da sind schon die weißen Spitzen meiner Eckzähne. Das ist doch schon mal was. Ich überlegte kurz, was die Tante als nächstes machte. Ach ja, die Schnauze war geschlossen und ein grollen kam von tief aus ihrem Hals. Also, Lefzen hoch, bis man Zähne sieh und knurren. Gr-Gr-Gr Das hört sich jetzt eher an, als wenn nach dem Zähne putzen meine Mama gurgeln würde, aber immerhin etwas. Nun noch bellen. Also Lefzen hoch, Gr-Gr-Gr-ufuf, quietschte  es aus mir heraus und hinter mir erklang ein schallendes Gelächter: Meine Tante! Sie lachte so doll, dass es ihr die Tränen aus den Augen trieb und schüttelte nur mit dem Kopf.  Ohne Worte drehte sie sich um und ging zurück ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich aber musste weinen und schämte mich entsetzlich, ich bin wohl doch kein ganzer Kerl. Abends kam der Alte nach Hause und es war schon fast dunkel. Mama ist mit meiner Tante weggefahren, ich glaube zum Hundeplatz. Wir waren ganz alleine. Und weil meine Tante mich so ausgelacht hatte und ich noch ganz traurig war blickte ich ihn an und winselte ganz leise. Der Alte verstand wohl nicht, dass ich traurig war und er sagte nur: “Na kleiner Mann, musst Du raus und Pipi machen?” Ich war entsetzt: “Kleiner Mann” sagte er zu mir? Wollen wir mal sehen wer hier ein “kleiner Mann” ist.... Er machte die Terrassentür auf und ich sagte mir, heute wird das ein hartes Training. Ich rannte auf dem Rasen hin und her, und tatsächlich, ich musste auch mal Pipi machen. Und ich renne weiter umher aber der Alte blieb auf der Terrasse stehen, er ruft nicht mal “Anton Kommalher” und hinter mir her rennt er auch nicht. Ich wurde noch wütender und nun wollte ich zeigen, was ich gelernt hatte. Also stellte ich mich hin, die Beine etwas auseinander, damit ich breiter aussehe, ich hole tief Luft, damit die Brust stärker wirkte, ich zog die Lefzen hoch. “Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?”, lacht der Alte. Jetzt platze ich, meine ganz Wut wollte aus mir heraus und ich hörte wie ein lang gezogenes “Grrrrrrrr-Grrrrrrr” aus meiner Kehle entwich und anschließend “Wau-Wau-WauWau” “Der Anton ist ja ein richtiger Mann” rief der Alte und strahlte mich dabei an. Und meine Wut war weg. Nein im Gegenteil, ich freute mich, ich hüpfte auf und ab und mein Bellen wurde immer sicherer “Wau-Wau” kam es aus mir heraus. Und der Alte rief, “Klasse Anton” und klatschte genaus erfreut wie ich, in die Hände. Wenigstens er erkannte den “ganzen Kerl” in mir. Da öffnete sich die Haustür und Mama kam mit der Tante Jill. Ich rannte also ins Haus “Wau-Wau-WauWau” ganz laut, zwar noch nicht so bedrohlich klingend wie die Tante, aber ganz laut. Mama aber schimpfte erst mal mit dem Alten: “Hast Du ihm das etwa beigebracht?” - “Verrat mich nicht” zischte die Tante, “das lass mal den Alten ganz alleine ausbaden.” - Mir war das aber so egal ich machte weiter “Wau-Wau” durchs ganze Haus hallte es. Mama kann noch lauter als ich, “Schluß jetzt” rief sie und ging in die Küche. Ich folgte ihr ganz aufgeregt und hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. “Wau-Wau” und ich tanzte um sie herum. Meine Mama nahm das Paket in die Hand und weil ich so herumtanzte stolperte sie und ließ das bereits geöffnete Paket auf meinen Kopf fallen. Heraus fällt ein Pullover. Und so bellte und tanzte ich weiter um sie herum. Mama wurde aber jetzt ganz rot im Gesicht und rief ganz laut nochmal “Schluß jetzt” und dann kamen die Worte, die mir Anfangs berichtete Angst bereiteten: “Kannst Du nicht hören, Du hast wohl Bohnen in den Ohren!” Bums, da war ich still. Oh wie furchtbar, es war also nicht nur der Pullover im Paket sondern auch die Bohnen. Und da das Paket leer war und nichts außer dem Pullover auf dem Boden lag, mussten die wohl in meinen Ohren verschwunden sein. Ich begann meinen Kopf zu schütteln, mich am Kopf zu kratzen, ich bellte wieder, aber diesmal vor Angst und der Alte hatte nichts besseres vor als zu sagen als “Schau mal, nun macht er wieder den Kapser” Ich belle nur “EY Alter, in meinen Ohren sind Bohnen, wenn die schnell wachsen platzt mein Kopf, ich werde bald sterben und Du denkst ich mache nur den Kasper” Aber nur meine Tante verstand, was ich rief. Die Tante blickte mich nur viel sagend und grinsend an. So ist es also, sie lachen mich alle aus. Traurig verzog ich mich in meine Kiste, wenn ich schon an Bohnen in den Ohren sterben muss, dann wenigstens in meiner Kiste. Sie machen auch keine Anstalten mit mir zum Tierarzt zu fahren um die Bohnen entfernen zu lassen und so schlief ich weinend ein.... Ich wachte wieder auf als es dunkel war. Mein Kopf war noch nicht geplatzt und meine Mama sagte nur: Der Alte geht jetzt mit Dir Pipi machen. Ich kroch langsam aus meinem Korb und schlich vorsichtig zum Rasen. Nur nicht den Kopf schütteln, dachte ich. Vielleicht wachsen die Bohnen dann nicht so schnell. Heute gibt es kein Training, ich will nur noch alles schnell erledigen und dann in mein Bett. So geschah es auch. Die Tante liebt mich nicht, weil sie mich nur wegen der Bohnen in meinen Ohren auslacht. Und so weine ich mich wieder langsam in den Schlaf. Am nächsten Morgen lebte ich noch immer. Mama blickte mich an und sagte zum Alten: “Schau mal den Anton an, ich glaube der ist krank” Ich stöhnte und jammerte ein wenig damit sie erkennt, wie schwer ich krank bin. Mama sagte, ich fahre gleich zum Tierarzt. Und so kam es. Da wir die Ersten waren, kamen wir auch gleich in die Praxis. Der Tierarzt ist eigentlich prima. Ich war erst vor zwei Wochen hier und er sagte ich wäre kerngesund. So begann die Untersuchung: “Na mein Kleiner” es war mir egal, ob er mich “Kleiner” nennt. Meine Mama erklärte kurz, worum es geht. Erst hat ganz aufgeregt gebellt, dann ist der Karton auf seinen Kopf gefallen, aber der war ganz leicht und plötzlich hörte er auf zu bellen und er tobte nicht mehr und er zog sich in sein Körbchen zurück. Ja, er hatte Tränen in den Augen als ob er still vor Schmerzen leidet. Die Bohnen, die sich nun in meinen Ohren befanden, die hat sie verschwiegen. Bestimmt schämte sie sich und hatte Angst, dass der Tierarzt mit ihr schimpfen würde, weil sie so unvorsichtig war. Er schaute mir, wie vor zwei Wochen schon, erst mal in die Augen, dann in die Schnauze, dann tastete er meinen Körper ab. Mit jeder Sekunde wuchs meine Angst und ich begann zu zittern. Dann steckte er sich zwei Schläuche in seine Ohren und hielt mir was kaltes an die Brust. So ein dummer Arzt. Er soll in meine Ohren schauen und nicht seine Ohren untersuchen. “Das Herz ist in Ordnung” sagte er nur. Nun nahm er so ein komisches Gerät, das vorne wie ein Bleistift spitz ist und ein kleines Lämpchen hat. Das steckt er mir in das linke Ohr. “Aha”sagte er, und nun steckte er das Gerät in das andere Ohr. “Soso” sagte er jetzt. Ich wußte nun: er war fündig geworden. Ich war auf alles gefasst! Die Ohren sind sauber und in Ordnung, sagte er dann. Ich riss meine Augen auf, ich freute mich, ich werde weiter leben, ich werde nun doch noch ein ganzer Kerl, ich habe keine Bohnen in den Ohren, mein Kopf wird nicht platzen - ich ich ich ich könnte die ganze Welt mit meinen kurzen Beinen umschließen. Und vor Freude kam es aus mir heraus, ganz laut Wau-Wau-WauWau. Mama rief, so wie gestern “Schluß jetzt”, aber ich konnt nicht mehr aufhören. Ich bellte weiter, als mich der Tierarzt hoch hob leckte ich vor Freude über sein Gesicht. Der beste Tierarzt von der ganzen Welt. Mama sagte lachend, “Untersuchen Sie ihn nochmal, der kleine Kerl hört nicht. Der muss Bohnen in den Ohren haben!” Hab ich aber nicht, hat der Tierarzt gesagt. Ätsch, ich lebe noch weiter und, weil ich mich so freu, dürft ihr alle weiterhin in meinem Haus wohnen. Einige Jahre sind seitdem vergangen. Und ich wurde ein Kerl. Immer wenn es klingelt, belle ich jetzt laut und kräftig. Es ist immer noch nicht so kräftig wie das bellen meiner Tante, aber ich habe ihre Größe auch noch nicht erreicht.   Und Mama ruft noch immer “Schluß jetzt” und fügt sie hinzu “Hör endlich, wenn ich was sage, oder hast Du Bohnen in den Ohren?” Wenn ich heute auf jene Nacht voller Angst zurück blicke muss ich schmunzeln. Mama glaubt noch heute, sie kann mir und meinem Rudel Angst damit einjagen, wenn sie zu uns sagt: “Die haben schon wieder die Bohnen in den Ohren, die hören nicht” Wir denken dann nur: Oh doch, wir hören sogar sehr gut. Aber Hey.... ... Wir sind Möpse!!!! Fortsetzung folgt...