© S. Friedrich 2017
Der Unterschied zwischen “falscher Hase” und “falscher
Erbsensuppe”
Das Menschengericht “Falscher Hase” kennt wohl jeder: Ein Klumpen Hackfleisch in den Backofen
geschoben ergibt “falscher Hase”. Es riecht nicht wie Hase, es schmeckt nicht wie Hase, es sieht
nicht mal wie Hase aus.
Ich will jetzt nicht über Hasen sprechen, wenn ich dürfte wie ich wollte wären die lebend sowieso
viel interessanter.
Natürlich geht es mal wieder um meinen Untertanen. Letzte Woche war der erste Frost, meine Mama
hat gefroren und schlug vor, dass mein Untertan eine Erbsensuppe warm machen sollte. “Die ist im
Gefrierfach” erklärte meine Mama, “in so einen Platikschlauch”. Ich dachte mir schon “Oha, da gibt
es was zu schauen”. Also sagte ich meinem Mopsrude und der Tante Bescheid “ Achtung der Alte
macht Essen”.
Das wäre eigentlich nichts besonderes. Aber zum einen macht er selten Essen, zum andere fällt
manchmal was für uns ab.
Voller Erwartung stehen wir also um ihn herum als er am Gefrierschrank steht. Er murmelte noch
“wer soll soviel Suppe essen” denn da waren ganz viele mit einer dünnen, weißen Eisschicht
überzogene Schläuche. “Wie viel soll ich warm machen”” ruft er durchs Haus. Mama ruft zurück
“Nimm 2”. Also nimmer er zwei von den vielen Schläuchen aus dem Kühlschrank, kratzt das Eis ab
und erkennt an der grünlichen Farbe, dass es sich um die Erbsensuppe handeln muss.
Meinte Tante scharrte schon vorsichtig mit den Pfoten und sagte zu uns Möpsen:
“Wetten, die Suppe isst er nicht?”
“Wie macht man die warm?” ruft der Alte durchs Haus. Mama antwortet, “Damit Du die nicht
anbrennen lässt, leg sie in ein Wasserbad. Schade, keine Zubereitung bedeutet, für uns fällt nichts
ab. Und zusehen, wie ein Essen warm gemacht wird, ist nicht besonders spannend. Ich bin also wieder
mit meinem Rudel zur Mama gegangen, nur die Tante, die blieb beim Alten meit einem fetten
unergründlichen Grinsen sitzen.
Ich lauschte daher angestrengt, ob was besonderes passiert. Töpfe klapperten, anschließend
rauschte das Wasser durch den Wasserhahn in den Topf und danach hörte ich das Klackern vom
Knopf des Herdes. Hmm, soweit nichts besonderes.
Der Alte begab sich in das Wohnzimmer und nahm sein Buch, meine Tante legte sich zu ihm.
Mama näht gerade mal wieder was schickes für einen fremden Mops zum anziehen. Damit sie nicht
so alleine ist, spielen und toben wir dann gerne um sie herum. Nach einiger Zeit hören wir ein
Piepen aus der Küche “Aha, Essen ist fertig”
Ich höre, wie das Buch zugeklappt wird und meine Tante ruft aufgeregt: “Nun kommst schon alle,
jetzt wird es lustig”. Ich hatte so gar keine Lust. Was soll an er Erbsensuppe lustig sein. Sie ist für uns
Möpse viel zu heiß, als das wir etwas davon fressen können. Andereseits, wenn die Tante schon ruft,
das es was zu sehen gäbe, dann wurde ich selten entäuscht. “Hopp Leute gehen wir mal schauen”
sagte ich zu meinem Rudel.
Vielleicht gibt es ja wirklich was zum Lachen. Was da alles passieren kann: Finger verbrühen im
heißen Wasser, Suppe beim Umfüllen verkleckern oder ähnliches. Für Peinlichkeiten ist der Alte
ja immer wieder gut zu haben.
Wir sollten aber enttäuscht werden. Er holt zunächst eine Schüssel aus dem Schrank und stellt sie
auf die Arbeitsplatte. Dann schaltet er den Herd ab, nimmt den Topf und gießt vorsichtig das
kochende Wasser ab. An den Schlauchzipfeln holt er einen der beiden Schläuche aus dem Topf und
legt ihn in die Schüssel. Klasse, echt langweilig.
Aber die Tante wird immer aufgeregter “Aufpassen” sagt sie “jetzt wird’s wirklich spannend”. Er
öffnet die Schublade. Ich freue mich schon in der Hoffnung die Schublade wird zu weit rausgezogen
werden und auf den Boden krachen. Aber nein, er öffnet die Schublade und entnimmt ein Steakmesser.
Wie langweilig. Die Tante aber klopft immer heftiger mit ihrer Rute auf den Boden.
Mein Herrchen setzt das Steakmesser an den Schlauch an und...
Er setzt wieder ab und blickt zur Tante. “Jill, was bist Du nur für ein nervöser Hund. Nimm Dir ein
Beispiel an den Möpsen, die sitzen alle ganz ruhig da”. Und weil sich die Tante nicht beruhigen k
konnte wurde er laut und rief “Sitz” und “Ruhe ist jetzt”. Meine Tante saß bereits, aber sie hörte
auf zu klopfen. Nur das Grinsen und die erwartungsvollen Augen sind nicht gewichen. Na klar,
denke ich, ich weiß, was passieren wird. Der Schlauch wurde erhitzt, der Inhalt steht unter Druck
und wird durch die Küche schießen. Daher sagte ich noch schnell: “Alle in Deckung”
Aber es war zu spät. Was jetzt geschah, spielte sich in wenigen Sekunden ab: Mama stand in der
Küchentür und fragte, warum die Jill so aufgeregt sei. “Die spinnt mal wieder” war die Antwort.
Der Alte hält den Schlauch am Zipfel mit der linken Hand fest, setzt das Steakmesser an und sticht
hinein. Da Steakmesser vorne besonders spitz sind, geht das leicht. “Jetzt spritzt es, denke ich noch”
aber da hatte er bereits den Schlauch in der Länge nach aufgeschnitten. Kein Spritzen, aber sofort
machte sich ein wohlduftender Geruch in der Küche breit. Nun mussten auch wir Möpse alle laut
lachen. Während des Stech- und Schneidevorgangs sagte Mama, “Übrigens, heute kam die
Fleischlieferung für die Hunde...”
Der Alte aber begann plötzlich zu Würgen und rannte, die Hände vor dem Mund haltend, aufs Klo.
Ich verstehe nicht, wieso ihm plötzlich so übel wurde. Laute Würggeräusche hallten durchs Haus.
Meine Mama aber lacht und blieb cool wie immer (sie kennt es ja nicht anders vom Alten). Naja,
wenigstens die Hunde haben was von der Suppe.
Nun ist bereits eine Woche vergangen, aber der Duft der Suppe ist immer noch im Haus zu riechen.
Eingangs hatte ich vom falschen Hasen berichtet, er riecht nicht, er schmeckt nicht und sieht nicht
aus wie Hase. Der Unterschied zur falschen Erbsensuppe besteht darin: sie riecht nicht, sie schmeckt
nicht sieht aber (zumindest gefroren) aus wie wie grüner Pansen.
An jenem Abend hat der Alte jedenfalls nichts mehr gegessen und die Mama hat sich eine neue Suppe,
eine echte Erbsensuppe, selbst heiß gemacht. Und wir hatten ein kleines Festmahl.
Guten Appetit
Fortsetzung folgt...