© S. Friedrich 2017
Von der Prägung eines Untertanen
Schon meine Mama gab mir auf den Weg, je älter der Untertan, deste besser ist er zu erziehen.
Es lohnt sich einen älteren Untertanen zu suchen. Wie recht sie doch hatte...
Mein Untertan ist “mittleren Alters” dadurch habe ich gute Chancen, dass seine Prägungsphase
bereits eingesetzt hat. Das sollte ich gleich in meiner ersten Nacht, in meinem Haus, in meine
Bett testen...
Ich schlief an der Schulter meiner neuen Mama und, weil ich noch so klein war, wurde ich wach und
verspürte eine Druck zum Pippi machen.
Vorsichtig stupste ich die Tante an und fragte, was ich tun könnte. Es ist dunkel, das Bett ist so hoch
und die Tür ist zu. Und in mein eigenes Bett Pippi machen, das geht ja wohl auch nicht. Meine Tante
freute sich, dass ich sie fragte und erklärte, dass die Mama nie geweckt wird, “immer nur den Alten
(das ist der Untertan) wecken”, sagte sie “und halte ihn ordentlich auf Trapp. Wecken geht am besten,
wenn Du sein Gesicht ableckst.” Da Mama’s heilig sind, und Untertanen eben nur Untertanen, begann
ich meinen Untertanen im Gesicht zu lecken. Keine Reaktion. Meine Zunge ist wohl zu klein.
Er schläft einfach weiter, also fang ich an, leise zu winseln. Nun dreht er sich auch noch um, so geht
das aber nicht. Ich blicke meine Tante ratlos an aber sie sagte nur: “Da hilft nur noch Scharren am
Hinterkopf”
Was soll ich sagen, es hat geholfen, aber leider auch die Mama geweckt, da mein Untertan laut wurde.
Die machte dann auch das Licht an und ruft laut: “Anton muss raus.” Falls ich vergessen habe es zu
erwähnen, meine neue Mama ist schlau und erkennt schnell, was ich will. Mein Untertan jedoch klang
wenig begeistert, das verstehe ich nicht, darf doch auch er in meinem Bett schlafen. Nachdem Mama
nochmals die Dringlichkeit meines Bedürfnisses betonte erhob sich mein Untertan und schimpfte
leise vor sich hin. Aha, daran muss ich noch arbeiten, schließlich soll er freudig seine Aufgaben
verrichten dürfen.
Also zog er seinen Bademantel an und hob mich auf. Meine Tante freute sich über meinen Erfolg und
stellte mir grinsend eine Frage: “ Was hat nur zwei Beine, hüpft nachts durch den Garten und trägt
einen Bademantel?” Ich sollte kurz darauf die Lösung finden.
Mein Untertan brachte mich also, so wie ich es ihm am Tage schon beigebracht hatte, hinaus in den
Garten. Das kann er wirklich gut. Da ich damals Bäume noch uninteressant fand stellt ich mich auf
den Rasen und ließ es laufen. Mein Untertan stand bibbernd auf der Terrasse und zischte leise:
“Anton Kommalher”. Da wusste ich, er will ebenso rennen wie ich. Also laufe ich los, hin und her,
und er ruft, und ich springe und er ruft bis er sich endlich bewegt, kommt zunächst zögerlich dann
rennend hinter mir her. Eigentlich war ich ja müde und wäre lieber in mein Bett an Mama’s Schulter
zurück geschlüpft, aber ich unterdrückte diesen Wunsch, nur damit mein Untertan noch ein wenig
spielen konnte.
Da es aber dunkel und mir kalt war, bin ich irgendwann in meine Haus gelaufen. Ich hörte noch, wie
mein Untertan draußen im Garten rief: “Anton, komm endlich her” oder “wo bist Du” und er fluchte
auch, aber das mir dann auch egal, ich war Müde und ging in mein Schlafzimmer zurück, wo meine
Mama schon auf mich wartete und sich freute: “Da bist Du ja mein kleines Männlein.”
Sie hob mich ins Bett.
Meinte Tante grinste immer noch, und ich musste leise lachen. “Jetzt kenne ich die Antwort:
Es ist ein spielender Untertan.”
Minuten später, ich war am einschlafen, kam keuchend der Untertan in mein Schlafzimmer. So ein
Störenfried!
Ich hob den Kopf, die Tante und meine Mama ebenfalls. Was fällt dem eigentlich ein, uns nicht
schlafen zu lassen. Er fing an zu schimpfen. Das hat man davon, erst mache ich mir die Mühe ihm
was beizubringen, dann darf er noch mit mir draußen toben uns sich warm laufen und dann der
Undank.
Er beruhigte sich aber schnell, und irgendwie war er doch froh, weil ich schon Bett war. Noch
während ich einschlief wusste ich: Das muss ich morgen Nacht wieder machen. Er ist ja noch
am lernen...
Im laufe der Wochen habe ich dieses Trainigsprogramm langsam ausgebaut, mein Untertan wurde
sofort wach, sobald ich ihn anstupste, meine Mama konnte durchschlafen, ich brauchte nicht mehr
mit ihm spielen, so dass ich sofort nach dem Pippi wieder ins Bett konnte. Irgendwann habe dann
auch die Nacht durchgeschlafen, sodass die nächtlichen Freuden für meinen Untertan vorbei waren.
Ich bin sicher, er war sehr enttäuscht darüber, aber auch er muss lernen, mit Enttäuschungen zu leben.
Es erfüllte mich ein wenig mit Stolz zu sehen, dass er nie verlernt hat, was ich ihm in jenen Nächten
beibrachte. Als meine kleine Freundin, die heute meine Gefährting ist, zu uns zog, und als zwei meiner
Kinder bei mir blieben, wusster er von Anfang an, was er Nachts zu tun hat. Nur die Suchspielen hat
er nicht mehr mitgemacht, er kaufte eine Taschenlampe.
Also ich allen Möpsen nur folgendes raten: Nutzt die Prägungsphase Euerer Untertanen gut, was sie
in dieser Zeit lernen, vergessen sie nie wieder!
Fortsetzung folgt...